Wetterwege der Schachtanlage St.Charles
Wetterwege
im Bauzustand, im Betrieb
Wetteraustrittsöffnung, Schalldämpfer, Diffusor und Maschinenhaus
Objekt:   Schachtanlage St.Charles Bergwerk Warndt
Bauherr:   Saarbergwerke AG Hauptabteilung Materialwirtschaft
Rohbauwert:   4.100.000.-- Deutsche Mark
Aufgabenstellung:   Tragwerksplanung
Beschreibung:   siehe unten
Besonderheiten:   siehe unten
Baubeginn:   April 1985
Fertigstellung:   Juli 1986

Im April 1985 begannen die Erdarbeiten. Der Bau des neuen Maschinenhauses konnte bis Ende September vollendet werden. Parallel dazu wurden Diffusor, Schalldämpfer und ein 11,5 m langes Anschlußstuck zwischen dem neuen Maschinenhaus und dem vorhandenen Saughals des alten Lüfters II betoniert. Alle Erd- und Betonierarbeiten mußten mit besonderer Vorsicht ausgeführt werden, da der Betrieb der alten Lüfteranlage nicht beeinträchtigt werden durfte.

Aus Lärmschutzgründen - in 160 m Entfernung von der Wetteraustrittsöffnung beginnt ein Wohngebiet - sind alle Anlagenteile unter Flur angeordnet und mit zusätzlichen schalldämmenden Einrichtungen ausgestattet, so daß von außerhalb der Tagesanlage St.Charles nur die Wetteraustrittsöffnung zu sehen ist. Aufgrund dieser umfangreichen Lärmschutzmaßnahmen werden an dem Wohngebiet die behördlich zugelassenen maximalen Immissionswerte in jedem Betriebszustand deutlich unterschritten.

Die kritischste Phase in der Bauzeit war der Anschluß der neuen Wetterwege an den vorhandenen Saughals des alten Lüfters II. Dieser mußte hierzu abgebrochen werden, so daß während dieser Zeit kein betriebsbereiter Reservelüfter zur Verfügung stand. Bei Ausfall des laufenden Lüfters I, hervorgerufen z.B. durch Erschütterungen bei den Abbrucharbeiten des alten Lüfters II, wären zum Wechseln des Aktivteiles zwei Tage vergangen. In diesen beiden Tagen hätte das Feld Geislautern nicht belegt werden können, was zu einem Produktionsausfall von 3 000 Tonnen pro Arbeitstag geführt hätte.
Bewehrung des Diffusors
Bewehrung des Diffusors
Um diese kritische Phase möglichst kurz zu halten, erfolgte der Anschluß der neuen Wetterwege an die vorhandenen untertägigen Grubenbaue über eine rechtwinkelige, 38 t schwere Stahlumlenkecke. Nach Einbringen der Stahlumlenkecke hätte bei einer Störung am alten Lüfter einer der neuen Lüfter sofort in Betrieb gehen können. Die Stahlumlenkecke diente als verlorene innere Verschalung für den zu betonierenden Saughals.

Der auf einen möglichst schnellen Arbeitsfortschritt erstellte Terminplan konnte exakt eingehalten werden. Nach 17-tägiger Arbeit rund um die Uhr stand dem Bergwerk Warndt am 5. März 1986 wieder ein Reservelüfter in Form der neuen betriebsbereiten Anlage zur Verfügung. Nach Fertigstellung der Restarbeiten erfolgte am 20. März 1986 das Zuschalten des 1. neuen Aktivteiles bei einer Depression von zunächst 3 500 Pa, da die alte Schachtschleuse und der Wetterschieber des noch bestehenden Lüfters I nicht auf eine höhere Depression ausgelegt waren. Im April/Mai 1986 wurde der noch bestehende senkrechte Saughals des alten Lüfters I verfüllt, im unteren Bereich mit Beton, im oberen mit Sand. Als Stützgerüst für die Verschalung, die zum Einbringen der Betonscheibe erforderlich war, diente ein im 20 m tiefen waagerechten Saughals bergmännisch gestellter Ringausbau, der in seinem Durchmesser von 6 m auf den Saughals abgestimmt war.
Förderturm mit Schachtschleuse
Förderturm mit Schachtschleuse
Voraussetzung für das Hochfahren der Lüfteranlage war die Erstellung einer modernen, auf die entsprechende Depression ausgelegten Schachtschleuse. Von Oktober 1985 bis April 1986 wurde am Schacht St.Charles das neue Schleusengebäude errichtet. Die Gründungsarbeiten für das neue Schleusengebäude wurden erheblich erschwert durch Fundamente, die aus der Zeit des Abteufens des Schachtes herrührten und die in den vom ehemaligen Anlagenbetreiber zur Verfügung gestellten Unterlagen nicht dokumentiert waren. Um den geplanten Fertigstellungstermin dennoch einhalten zu können, wurden auch bei Temperaturen unter -10°C Betonierarbeiten mit vorgewärmtem Beton durchgeführt.

Da der Schacht der Anlage St.Charles, der im Augenblick ausschließlich wettertechnische Funktionen erfüllt, bei Abbau des Feldes Emmersweiler auch in die infrastrukturelle Versorgung des Feldes eingebunden werden soll, wurde die neue Schachtschleuse auf eine Nutzlast von 20 t ausgelegt und mit einer Druckluft-Hängekrananlage ausgerüstet. Diese Maßnahmen sowie die 3 m breiten und 3 m hohen Schleusentore werden nach entsprechenden Umbauarbeiten am Schacht auch den Transport sperriger Schwerteile ermöglichen.

Die Mannschaftsschlupftüren in den Schleusentoren sind mit Druckluft-Zylindern zu öffnen, lassen sich im Notfall aber auch manuell bewegen.
Bewehrung der Wetteraustrittsöffnung
Bewehrung der Wetteraustrittsöffnung
Zum Einheben eines Reservekorbes in das Schleusengebäude kann auf der Dachfläche in 11 m Höhe eine Betonplatte abgehoben werden. Durch eine Klappenbühne im Schacht, 9 m unterhalb der Rasenhängebank, wird in diesem Fall ein Wetterkurzschluß verhindert.

Das Herstellen der Kranstellplätze am Maschinenhaus und am Schleusengebäude und die Zuwegung zum Friktionswindenfundament schließen die Arbeiten ab.