Sanierung der Pfarrkirche St.Michael
Pfarrkirche St.Michael
links: Außenansicht * oben: Inneres * unten: Grundriß mit tektonischen Störungen (----)
Objekt:   katholische Pfarrkirche St.Michael in Merchweiler OT Wemmetsweiler
Bauherr:   Saarbergwerke AG Abteilung Bergsicherung
Rohbauwert:   10.000.000.-- Deutsche Mark
Aufgabenstellung:   Prüfung der statischen Unterlagen verantwortliche Bauleitung der Tragkonstruktion
Beschreibung:   siehe unten
Besonderheiten:   siehe unten
Baubeginn:   Frühjahr 1992
Fertigstellung:   Frühjahr 1995

Wemmetsweiler Bürger berichten, daß die Kirche St. Michael auf ,,zwei Felsen" gegründet worden sei. Sowohl die Reaktion des Gebäudes auf den Kohleabbau wie auch Erkenntnisse während der baulichen Sicherungsarbeiten haben dies bestätigt.

Die beiden Felsen weisen auf geologische Störungen im Baugrund hin, die vor Millionen von Jahren im Verlauf der Erdgeschichte entstanden sind. Sie sind Schwachstellen im Gebirge. Der untertägige Steinkohleabbau hat die Erdoberfläche im Bereich der Kirche bewegt. Dabei haben sich an den geologischen Störungen Erdstufen ausgebildet. Das neugotische Kirchengebäude reagierte aufgrund seiner Länge, seiner großen Höhe und seiner Gewölbedecken sehr empfindlich auf die Verformungen, die von diesen Erdstufen hervorgerufen wurden. (siehe oben)

Im Frühjahr 1992 hatten sich so starke Schäden eingestellt, daß sich ein Totalschaden für die Kirche abzeichnete. Um den Verlust des Gebäudes abzuwenden, wurde kurzfristig in Abstimmung mit Herrn Dechant Erhard Bauer und der Kirchengemeinde St. Michael der Entschluß gefaßt, umfangreiche bauliche Maßnahmen zur Sicherung vorzunehmen.
Grundriß mit Balkenrost Um ein Gebäude zu erhalten, das auf einer Erdstufe steht, ist es unabdingbar,

1. es im Gründungsbereich so starr/steif wie irgend möglich zu machen,

2. unter dieser Gründungsebene Elemente anzuordnen, die die Bewegungen an den Erdstufen ausgleichen.
Grundriß mit Balkenrost
Systemquerschnitt durch das Kirchenschiff
Systemquerschnitt durch das Kirchenschiff
Die neue aussteifende Ebene für das Kirchengebäude bildet der sogenannte ,,Balkenrost". Unter allen tragenden Wänden und Säulen wurden kreuzweise große Stahlbetonbalken eingebaut. Wie auf der Skizze oben zu erkennen ist, entsteht so ein regelrechter ,,Rost", auf dem das Bauwerk ruht. Auf der rechten Skizze ist das zweite Hauptelement des Sicherungskonzeptes dargestellt: das sogenannte Federpaket. Hiervon sind insgesamt 48 Stück eingebaut worden. Sie ruhen auf Einzel- fundamenten und tragen das gesamte Gebäude. In diesen Federpaketen sind einzelne Spiralfedern zusammengefaßt. Sie sind selbstlaufend und können die Stufenbildung des Baugrundes ausgleichen. Sie werden kontinuierlich elektronisch überwacht und bei Bedarf nachgespannt.
Hebung bei 70cm an Apsis
Hebung: Fortschritt hier h=70cm im Bereich der Apsis
Es wurden 140 einzelne Pfähle niedergebracht, die während der Bauphase die Gebäudelasten in den Baugrund weiterleiteten.
Ihre Einbindung in das Erdreich liegt zwischen 6m und 12m.
Die Abmessungen der Stahlbetonbalken in Längsrichtung betragen 0,6m x 1,7m . Sie sind als Spannbetonbalken konzipiert. Die Stahlbetonbalken in Querrichtung sind schlaff bewehrt und haben die Abmessungen 0,5m x 0,8m. In den Stützenachsen sind die Balken paarweise angeordnet.
In die Unterfangungsbauteile wurden insgesamt 1400 cbm Beton eingebaut. (3500 Tonnen)
Es wurden 8 to Spann- und 100 to Betonstahl verarbeitet.
Die Kirche steht nach Abschluß der Maßnahme im Bereich des Kirchenschiffes auf 48 Federpaketen, im Bereich des Glockenturmes auf 27 elastischen Lagern.
Das stärkste Federpaket trägt eine Last von 158 Tonnen, das "schwächste" immerhin noch ca. 80 Tonnen.
Das gesamte Gotteshaus wiegt einschließlich der Sicherungsmaßnahmen 7265 Tonnen.
Ein Meter Außenmauer wiegt zwischen 12 und 8 Tonnen.
Ein Meter Turmmauerwerk wiegt 70 - 80 Tonnen.
Jede Säule in der Kirche trägt eine Last von rund 120 Tonnen.
Für die Hebung wurden 82 hydraulische Heber verwendet.
Die Hebung erfolgte in 500 Einzelschritten, wobei der tiefste Punkt, in der Apsis gelegen, ca. 90 cm gehoben wurde.
Die Hebung selbst dauerte 10 Tage.
Blick aus dem neuen Keller in das Kirchenschiff
Blick aus dem neuen Keller in das Kirchenschiff